Messdaten
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Nachhaltige Heizungssanierung durch Erfolgscontracting - naerco - am Gymnasium Marktoberdorf
demo-3l_marktoberdorf Adresse: Mühlsteig 23, 87616 Marktoberdorf
Bauherr: Freistaat Bayern, vertreten durch das Staatsministerium für Unterricht und Kultus
Antragsteller: Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e. V.
Ansprechpartner: B.A.U.M. e.V.: Margit Fluch
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Daten und Fakten

 

Allgemeine Daten ansicht-hauptgebaeude
Blick zum Atriumbau des Gymnasiums
vor der Sanierung

Projektadresse Staatliches Gymnasium Marktoberdorf
Mühlsteig 23
87616 Marktoberdorf
Deutschland
Baujahr Atriumbau Erweiterungsbau Dreifachturnhalle
1962 1980 1981
Sanierung / Erweiterung 2011 - 2013
Anzahl der
Schüler
1.061
Anzahl der
Klassenzimmer
130 Räume, davon 90 mit Hauptnutzung
Bruttogeschossfläche 14.293 m²
Beheizte
Nettogrundfläche
(EBF - Energie-
bezugsfläche)
Gesamt: 13.829 m²
Atriumbau Erweiterungsbau Dreifachturnhalle
8.910 m² 2.049 m² (Bestand)
918 m² (Neubau)
1.952 m²
Beheiztes
Gebäudevolumen
Atriumbau Erweiterungsbau Dreifachturnhalle
37.712 m³ 8.642 m³ (Bestand)
3.918 m³ (Neubau)
16.748 m³
A/V Atriumbau Erweiterungsbau Dreifachturnhalle
0,25 1/m 0,28 1/m (Bestand)
0,42 1/m (Neubau)
0,34 1/m

 

Projektübersicht

Bei der Sanierung dieser Schule soll ein neues Vergabeverfahren angewendet werden, bei dem die Einhaltung der thermischen Komfortwerte und Energiesparziele im Vordergrund stehen. Die Entwicklung und wissenschaftliche Begleitung dieses Vorhabens wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) gefördert. Der Freistaat Bayern führt die Sanierungsmaßnahme als Modellprojekt in Begleitung des Bundesforschungsprojektes durch. finanziert wird das Projekt durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus in Verbindung mit Mitteln aus einem Sonderprogramm zur energetischen Sanierung staatlicher Gebäude.
Im Rahmen des Forschungsvorhabens „naerco“ des Bundesdeutschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes Management B.A.U.M. e.V. wird eine neue Form der Ausschreibung und Vergabe von Aufträgen zu Komponenten der Anlagentechnik (insbesondere der Heizungstechnik) entwickelt. Hintergrund dafür ist die Tatsache, dass bei Sanierungen oftmals weniger Energieeinsparungen erreicht werden, als von der eingebauten Technik zu erwarten wäre.
Die Verfasser des neuartigen Vergabe-Verfahrens, des sogenannten „Erfolgscontractings“, sehen die Ursachen hierfür in einem generellen Marktversagen bei Sanierungen der öffentlichen Hand. So führen sie auf, dass in der bisherigen öffentlichen Ausschreibungspraxis häufig nur Einbau und Inbetriebnahme einer neuen Anlage im Vordergrund stehen. Qualitative Ziele und Maßnahmen zur dauerhaften Qualitätssicherung werden in den bisherigen Vergabeverfahren kaum thematisiert, da sie oft erst nach einer gewissen Betriebszeit erkennbar werden. Daraus ergibt sich, dass Anbieter technischer Anlagen alle Arbeitsabläufe in Planung und Ausführung weglassen, welche nicht unmittelbar bei der Abnahme bemerkt werden können, um ein möglichst wirtschaftliches Angebot mit Aussicht auf Zuschlag abgeben zu können. Betroffen sind insbesondere systemische Leistungen der Planung, Regelung und Optimierung, also genau alle personalintensiven und damit kostenträchtigen Qualitätsmerkmale, durch welche erst das volle Potenzial der Technik erschlossen werden kann.
Belegt werden diese festgestellten Defizite durch Ergebnisse einer Umfrage der energie-AG in 2001 und 2003, bei welchen 60 % der sanierten Schulen angaben, in chronisch überhitzten bzw. unterkühlten Räumen zu arbeiten und zwar weitgehend unabhängig von der Art der eingebauten Technik (fest arretierte Thermostate, verstellbare Ventile, Einzelraumregelung).
Zur Behebung des zugrunde liegenden, strukturellen Mangels sieht das Modell des Erfolgscontractings nicht nur wie üblich die Ausschreibung und Installation der technischen Anlagen vor, sondern will insbesondere die Einhaltung von Energiesparzielen und Komfortwerten garantieren, indem der Hersteller der Anlagen als technischer Betriebsverantwortlicher langfristig in das Projekt eingebunden wird.
Dabei wird wie folgt vorgegangen: Auf Basis einer Bestandsanalyse aller Gebäude- und Anlagenteile entwickelt der Auftraggeber oder die Begleitforschung maximale Verbrauchs- und Komfortwerte. Diese umfassen die Bereiche
- Temperatur (20 °C in den Aufenthaltsbereichen),
- Luftqualität (CO2-Konzentration max. 500 ppm über dem Wert der Außenluft),
- Beleuchtung (300 lx, bzw. 500 lx im Wandtafelbereich) und
- Geräuschentwicklung (bis max 35 dB(A)).
Der Contractor entwickelt aus diesen Daten ein Sanierungskonzept und gibt Garantien über Einsparungen und Komfortrandbedingungen ab. Im Einzelnen verpflichtet sich der Auftragnehmer über die gesamte Vertragslaufzeit von 10 bis 15 Jahren zu folgenden Leistungen:
- Planung, Finanzierung, Installation, Betrieb und Wartung von Heizungs-, Lüftungs- und Beleuchtungsanlagen
- Planung, Finanzierung, Installation, Betrieb und fortlaufende Optimierung im Betrieb von Mess-, Steuer- und Regeltechnik (MSR),
- Garantie von Komfortwerten für die Gebäudenutzer und Einhaltung maximaler Verbrauchswerte fossiler Energieträger und maximale Emisssionswerte.

Mittels Zahlung von regelmäßigen Vergütungen kann eine erfolgsorientierte Betriebsführung verwirklicht werden, indem Kürzungen der Vergütung bei Nicht-Einhaltung und Gewinnbeteiligung bei Über-Erfüllung der vereinbarten Ziele vorgenommen werden.
Nach Auffassung der Entwickler des Erfolgscontractings profitieren von dieser erfolgsorientierten Vertragsgestaltung beide Parteien: Der Auftraggeber, weil er die erwartete Qualität garantiert bekommt und der Auftragnehmer, weil ihm zur Erbringung qualitativer Leistung faire Wettbewerbsbedingungen am Markt gesichert werden.

Das Gymnasium Marktoberdorf wurde als Demonstrationsprojekt für das Erfolgscontracting ausgewählt und die gesammelten Erfahrungen werden in einem Leitfaden zusammengestellt.

 

Lage

b02_lage_marktoberdorf
Standort der Schule in Deutschland
Breitengrad 47,78 °N
Längengrad 10,62 °O
Höhenlage 727 m über NN
Mittlere Jahrestemperatur 7,8 °C
Mittlere Wintertemperatur (Oktober - April) 2,8 °C
Klima - Beschreibung Klimazone TRY 15,:
Garmisch-Partenkirchen

 

Gebäudetyp / Baujahr

Gebäudetyp Baujahr
vor 1910 1910-1930 1930-1950 1950-1970 1970-1990 nach 1990
Dorfschule
Mehrgeschossige
Schule
Mittelflur-Schule
Seitenflur-Schule
Pavillon-Schule
Hallen-Schule Atriumbau
Zentral-Schule
Kammform-Schule
Offenes-Konzept-Schule
Cluster-Schule
Sonstige

 

Zusätzliche Informationen

Literatur, Quellenangaben
[1] Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg, Institut für Energie und Gebäude: Projektübersicht, Nachhaltige Heizungssanierung durch Erfolgscontracting
[2] Klimadaten des Deutschen Wetterdienstes, Monatswerte der Station Kempten, www.dwd.de

 

Projektpartner

Projektsteuerung Bundesdeutscher Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.) e.V., Bundesgeschäftsstelle Hamburg, Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können.
Projektleitung: Prof. Dr. Maximilian Gege
Architektur Löhle Neubauer Architekten, Augsburg, Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können.
Planung Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg, Institut für Energie und Gebäude (ieg),
Prof. Dr.-Ing. Wolfram Stephan, Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können.
Hochschule Ulm, Institut für Energie und Antriebstechnik, Steinbeis Transferzentrum Energietechnik,
Prof. Dr.-Ing. Gerhard Mengedoht, Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können.
Förderprogramm Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie: „Energieoptimiertes Bauen, EnEff:Schule“

 

Links

Gymnasium Marktoberdorf: pfeil-rechts_blau www.gymnasium-marktoberdorf.de

EnSan Modellprojekte zur energieeffizienten Sanierung: pfeil-rechts_blau www.enob.info/de/forschungsfelder/ensan

Beschreibung des Erfolgscontractings: pfeil-rechts_blau www.naerco.de

Vorträge der Projektsteuerer und Energieplaner im Rahmen des Symposiums EnEff:Schule in Biberach a. d. Riß am 21.4.2009:
pfeil-rechts_blau http://www.eneff-schule.de/index.php/Veranstaltung/Veranstaltung-Allgemein/symposium-eneffschule-biberach-2009.html

 

Abbildungsnachweis

Fotos im Datenkopf, bestehender Erweiterungsbau – HS Nürnberg, Institut für Energie und Gebäude

 

Fotos Hauptgebäude von Nordost, Innenhofansicht Atriumbau, Turnhalle, Klassenraumbeleuchtung Bestand; Lagepläne -Bestand und -Erweiterung; Schematische Darstellungen zur -Lage, -Anlagen und Energieversorgung; – Fraunhofer-Institut für Bauphysik

 

Grundrisse -Bestand und Erweiterung, Schnitt- und Ansichtszeichnungen – Löhle Neubauer Architekten

 

Fotos Lüftungsanlagenaufbau, Luftverteilung im Klassenraum – WISAG Anlagenbau

 

Ist-Analyse

 

Architektur

lageplan-bestand
Lageplan der Gesamtanlage vor der Sanierung

 



Das Gymnasium Marktoberdorf ist auf drei Gebäudeteile aufgeteilt: Das Hauptgebäude aus dem Jahr 1960 (Atriumbau), sowie der Erweiterungsbau und die Dreifachturnhalle von 1980.
In einem separaten Gebäude sind das Internat und die Mensa untergebracht.
grundriss-EG-bestand
Erdgeschossgrundriss des Bestands: Hauptgebäude und Erweiterungsbau

Der quadratische Atriumbau, das Hauptgebäude des Gymnasiums Marktoberdorf, umfasst - mit dem Unter- und dem Dachgeschoss - insgesamt fünf Geschosse. In seiner Mitte befindet sich ein als Pausenhof genutzter Innenhof. Die Dachkonstruktion des Hauptgebäudes ist eine ziegelgedeckte Satteldach-Holzkonstruktion.
Über einen Verbindungsgang ist der später entstandene Erweiterungsbau östlich an den Atriumbau angeschlossen. Die Außenwände der drei ineinander gefügten Flachdach-Baukörper des Erweiterungsbaus sind aus Porenbeton.
hauptgebaeude-innenhof-bestand
Innenhofansicht des Atriumbaus
erweiterungsbau-bestand
Blick aus dem Hauptgebäude auf
die Baukörper des Erweiterungsbau

turnhalle
Die Westseite der Turnhalle

Auf das Flachdach des südlich des Hauptgebäudes gelegenen Dreifach-Turnhallen-Gebäudes, das wie der Erweiterungsbau 1980/81 erstellt wurde, ist 2009 zur Unterstützung der Warmwasserbereitung eine Solaranlage installiert worden.
Die obere Hälfte der Turnhallen-Außenwand wurde als Glasfassade ausgeführt.

Das Turnhallen-Gebäude wird allerdings nicht in die energetischen Sanierungsmaßnahmen miteinbezogen.

 

Bauteile

Die tragenden Außenwände des Atriumbaus bestehen aus einem 36,5 cm starken Vollziegel-Mauerwerk. Die Holzrahmenfenster, die aufgrund ihres Alters beträchtliche Undichtigkeiten aufweisen, sind mit einer Zweifachverglasung ausgeführt. Die vier Geschossdecken und die Bodenplatte bestehen aus 20 cm starkem Stahlbeton mit einer Trittschalldämmung aus 4 cm Polystyrol und einem Estrichaufbau von 5 cm.
Die 33 cm dicken Außenwände des Erweiterungsbaus sind in Porenbeton ausgeführt und weisen mit einem U-Wert von 0,77 W/m²K im Vergleich zu dem Wert des Atriumbaus von 1,06 W/m²K einen etwas besseren Wärmeschutz aus. Auch in diesem Gebäude sind die Fenster zweifachverglast. Die Deckenaufbauten in den Geschossen sind identisch mit denen des Hauptgebäudes.

Zusammenstellung der U-Werte der Gebäudehüllflächen vor der Sanierung
Bauteil U-Wert [W/m²K]
Hauptgebäude Erweiterungsbau (Bestand)
Außenwand 1,06 0,77
Außenwand gegen Erdreich 1,11 0,80
Fenster 2,7 2,7
Dach 0,36 0,36
Boden 0,77 0,77

 

Anlagentechnik
klassenraum-bestand
Typische Beleuchtungssituation eines Klassenzimmers
Die Heizwärme wird durch zwei mit Erdgas betriebene Heizkessel mit einer Nennleistung von 370 und 460 kW erzeugt.
Weder im Hauptgebäude noch im Erweiterungsbau sind Lüftungsanlagen vorhanden. Die Belüftung der Räume erfolgt ausschließlich über die Fensterlüftung.
Die Klassenzimmer werden durch Leuchtstofflampen künstlich belichtet.

 

Energieverbrauch

Die hohen Transmissionswärmeverluste der Außenwände und Fensterflächen führen zu einem großen Heizenergieverbrauch.


Zusammenstellung der Energieverbrauchswerte vor der Sanierung
Gebäude Endenergie Primärenergie
[kWh/m²a] [kWh/m²a]
Hauptgebäude 77,9 90,1
Erweiterungsbau 120,6 135,3
Turnhalle 125,2 171,0

 

Schäden und Mängel


Die einzelnen Gebäude des Schulkomplexes weisen große Wärmebrücken in der äußeren Gebäudehülle auf. Die Anlagentechnik aus dem Jahr 1980 entspricht weder aktuellen Sicherheitsstandards noch den Ansprüchen an Komfort und Energieeffizienz und soll daher erneuert werden.

 

Konzept & Umsetzung

 

Für die energetische Sanierung des Hauptgebäudes des Gymnasiums Marktoberdorf wird die Konzeption zur Erreichung des Energieeffizienz-Standards einer 3-Liter-Haus-Schule angestrebt.
Im Rahmen der Sanierung sollen die Verbesserung der Gebäudehüllen sowie die komplette Erneuerung der Anlagentechnik erfolgen.
Die Erzeugung der Heizwärme wird über ein mit Biogas betriebenes BHKW, das die beiden veralteten Gasheizkessel ersetzt, bestritten werden. Der zusätzliche Anschluss an das öffentliche Fernwärmenetz soll zur Abdeckung der Spitzenlastkurven dienen. Der Einsatz von zentralen und dezentralen Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung soll des Weiteren die Heizwärmeversorgung unterstützen.
Zur Stromversorgung soll ebenfalls das BHKW wie eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Hauptgebäudes beitragen. Überschüsse aus dieser Stromgewinnung sollen in das öffentliche Netz eingespeist werden.

Der zusätzlich benötigte Raumbedarf der Schule soll durch die Erstellung einer Pausenhalle im Hof des Atriumbaus und eines Erweiterungs-Neubaus abgedeckt werden. Der Neubau wird direkt an den bestehenden Erweiterungsbau angebaut und über einen Verbindungssteg an den Atriumbau angeschlossen. Das neue Gebäude soll, ebenso wie der bestehende Erweiterungsbau nach seiner Sanierung, den Passivhausstandard erfüllen.


Die Dreifachturnhalle ist von der baulichen Sanierung ausgeschlossen, dort soll lediglich die Anlagentechnik erneuert werden.

lageplan-ausbau
Lageplan der Gesamtanlage mit den geplanten Neubauten

 

 

Architektur


Im Untergeschoss des Atriumbaus sind die Nutzungen folgendermaßen aufgeteilt: Im Südflügel sind hauptsächlich Klassenräume und im Nordflügel überwiegend Lagerräume. Im West- und Ostflügel sind Werkräume untergebracht.
Im bestehenden Erweiterungsbau befinden sich im Untergeschoss Klassenzimmer und Lagerräume.
Der neu entstehende Erweiterungsbau wird ohne Untergeschoss erstellt.

 

schnitt-atriumbau-ausbau
Schnitt durch das Hauptgebäude mit Sicht auf die neue Pausenhalle im Innenhof


Die neue Pausenhalle, die in der EG-Ebene im Innenhof des Hauptgebäudes direkt an das Gebäude anschließen wird, bietet eine Aufenthaltsfläche von rund 360 m². Die Glasfassade öffnet sich zum Innenhof und verknüpft somit "Innen" und "Außen" zu einem attraktiven Raum.

 

grundriss-EG-ausbau
Erdgeschossgrundriss Bestand und Neuplanung


Auf der Nordseite des Hauptgebäudes sind die Sanitärräume und Vorrats-/Abstellräume untergebracht, während sich an der West-, Süd- sowie Ostseite des Atriumbaus und im bisherigen Erweiterungsbau vorwiegend Unterrichtsräume befinden.
Der neue Erweiterungsbau bietet Platz für Aufenthaltsräume für Schüler und Lehrer und eine Bibliothek.

 

ansicht-sueden-ausbau
Geplante Ansicht von Süden

 

Bauteile

 

Hauptgebäude
Die Außenwände des Atriumbaus erhalten eine zusätzliche 25 cm starke Dämmung der Wärmeleitgruppe -WL - 035, so dass sich ein neuer U-Wert von 0,12 W/m²K ergibt. Die Außenwände gegen Erdreich erhalten ebenfalls eine Dämmschicht von 25 cm, jedoch der WLG 040, das zu dem U-Wert von 0,14 W/m²K führt. Durch eine 30 cm dicke WLG 035-Dämmung erzielt die oberste Geschossdecke einen U-Wert 0,11 W/m²K. Alle Fenster werden ersetzt und mit einer Zweischeiben-Wärmeschutzverglasung ausgestattet; ihr U-Wert beträgt 1,4 W/m²K.

 

Erweiterungsbau-Bestand
Mit der Sanierung des bestehenden Erweiterungsbaus wird das Erreichen des Passivhaus-Standards angestrebt. Verwirklicht werden soll dies durch die Belegung der Außenwände mit einer 25 cm dicken Dämmschicht der WLG 035 wodurch sich auch hier wie im Atriumbau ein U-Wert von 0,12 W/m²K ergibt. Die Flachdächer der drei Baukörper werden mit 30 cm dicken PS-Extruderschaumplatten WLG 035 gedämmt. Die neuen Fenster entsprechen denen des Hauptgebäudes: 2-fach wärmeschutzverglast mit einem U-Wert von 1,4 W/m²K.

 

Erweiterungsbau-Neubau
Um mit dem bestehenden Erweiterungsbau eine Einheit zu schaffen, soll das neu zu errichtende Gebäude auch den Passivhausstandard erreichen. Die Stahlbeton-Außenwände erhalten eine WLG 035-Dämmung von 25 cm Stärke. Die Bodenplatte des Neubaus wird auf der Unterseite durch eine 20 cm starke Schicht aus Schaumglas WLG 045 gedämmt und zur Verstärkung der Dämmwirkung wird sie zusätzlich auf der Oberseite mit 12 cm PS-Platten WLG 035 belegt. Die Dämmung des Daches erfolgt durch eine Auflage von 20 cm WLG 035-Dämmplatten. Im neuen Gebäude werden die Fenster mit 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung ausgeführt. diese Verglasung hat einen U-Wert von 0,8 W/m²K.

 

Anlagentechnik

 

Wärmeversorgung
Zur Erzeugung der Heizwärme werden die beiden bestehenden Erdgas-Feuerungskessel durch ein mit Biogas betriebenes Blockheizkraftwerk -BHKW- ersetzt. Zusätzlich wird durch den Anschluss an das Fernwärmenetz, ein System aus Biomasse-Kraft-Wärme-Kopplung, die Abdeckung auftretender Wärmebedarfs-Spitzen gewährleistet. Unterstützt wird die Wärmeversorgung durch die Wärmerückgewinnungsanlage in den Lüftungssystemen, die einen Wärmerückgewinnungsgrad von ca. 85 % erzielen.
Die Heizanlage wird mit Systemtemperaturen von 60/40 °C betrieben. Die komplette Wärmeverteilung wie auch die Heizkörper werden in den Gebäuden erneuert. Die Temperatur der Raumluft wird durch Einzelraumregelung eingestellt.

 

heizanlagenschema
Schematische Darstellung der Wärmeversorgung

 

Lüftung
Im Zuge der Sanierung wird die ursprüngliche Fensterlüftung durch die Installation zentraler und dezentraler Lüftungsanlagen ergänzt. In den Klassenräumen kommen dezentrale Lösungen mit Wärme- und Feuchterückgewinnung mittels Rotationswärmetauschern zum Einsatz. Die breiten Flure in der Schule lassen es zu, die eigentliche Anlage für den jeweiligen Raum auf der Flurseite direkt an die Wand zum Klassenraum unterzubringen. Lediglich in den Eckräumen muss die gesamte Lüftungsanlage im Klassenraum selbst untergebracht werden. Schallgedämmte Leitungen gewährleisten, dass der Geräuschpegel der Lüftungsanlage möglichst gering gehalten wird.

 

aufbau-lueftungsanlage
Aufbau der Lüftungsanlage im Flur
lueftungsgitter
Luftverteilungsanlage im Klassenraum


Die Lüftungsanlagen laufen im Automatikbetrieb und werden raumweise durch Präsenzmelder, CO2-Messungen und Fensterkontakte im Klassenzimmer gesteuert. Durch das Betreten des Klassenzimmers schaltet sich die Lüftungsanlage mit der minimalsten Stufe von 300 m³/ h Luftumsatz ein. Mit steigendem CO2-Gehalt der Raumluft wird die Luftversorgung bis zum maximalen Auslegungswert erhöht. Sobald die Fenster im Raum geöffnet werden schaltet die Lüftungsanlage automatisch ab. Nach dem Verlassen des Raumes läuft die Anlage noch fünf Minuten nach. Die Anlagen verfügen über eine Zuluftnacherwärmung die verhindern, dass die Lufttemperatur in den Räumen durch zu kalte Zuluft abgesenkt wird.

Weitere Räume wie Musik- und Sanitärräume sowie die neue Pausenhalle werden über vier zentrale Lüftungsanlagen mit Frischluft versorgt und die Fortluft über Dach abgeführt. Auch diese zentralen Anlagen sind wie die dezentralen Lüftungsanlagen mit Rotationswärmetauschern ausgestattet. Die Steuerung erfolgt teilweise nach Präsenz oder über Zeitschaltprogramme.

 

Beleuchtung
Die Klassenräume erhalten schalt- und dimmbare Lichtbandleuchten mit einer installierten Leistung von 10 W/m², gesteuert durch Präsenzmelder. In kleineren Räumen und in den Verkehrsflächen werden Leistungen von 5 W/m² zur Beleuchtungsversorgung angesetzt.
Die tageslichtabhängig geregelten, außenliegenden Jalousien sind ohne die Möglichkeit zur Tageslichtlenkung ausgestattet. Unter Berücksichtigung des Sonnenschutzes ergibt sich ein Gesamtenergiedurchlassgrad von g = 0,09.

 

Energieversorgung


Das Gebäude bezieht für die Energieversorgung aus den öffentlichen Netzen Fernwärme, Strom und Biogas.
Das hausinterne Blockheizkraftwerk dient nicht nur zur Versorgung mit Wärme, sondern trägt auch zur Stromversorgung bei, ebenso zwei PV-Anlagen auf dem Dach des Atriumbaus mit insgesamt 46 kWp Leistung. Der nicht für den Eigenverbrauch benötigte erzeugte Strom wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist.

 

energieversorgungsschema
Schematische Darstellung der Energieversorgung

 

Zusammenstellung der Energiebedarfswerte nach der Sanierung, berechnet gemäß DIN V 18599

Gebäude Energieanteil
Nutzenergie Endenergie Primärenergie
kWh/m²a kWh/m²a kWh/m²a kWh/a
Hauptgebäude und neue Pausenhalle
(NGF = 8.910 m²)
32,0 38,9 67,1 598.217
Erweiterungsbau - Bestand
(NGF = 2.049 m²)
32,3 42,7 78,6 161.072
Erweiterungsbau - Neubau
(NGF = 918 m²)
25,8 33,1 63,9 58.623

 

Auflistung des Primärenergiebedarfs für Heizung und Belüftung sowie Angabe des mit der Photovoltaik-Anlage erzielten Primärenergieertrags

Energieanteil Primärenergie
Hauptgebäude Erweiterungsbau
Bestand
Erweiterungsbau
Neubau
Gesamt
kWh/a kWh/m²a kWh/a kWh/m²a kWh/a kWh/m²a kWh/a kWh/m²a
BEDARF
Heizung + Belüftung
464.657 52,15 118.985 58,07 36.033 39,2 619.645 52,2
ERZEUGUNG
PV-Anlage
-125.590 -10,6
GESAMT 494.065 41,6

 

Kosten


Da sich die Sanierungs- und Neubaumaßnahmen derzeit in der Realisierungsphase befinden, liegen die endgültigen Baukosten derzeit noch nicht vor.
In der Kostenberechnung belaufen sich die Gesamt-Nettokosten auf etwa 13,1 Mio. € und die Gesamt-Bruttokosten
auf 15,6 Mio. €.

 

 

Kostenkalkulation für die Kostengruppen 300 und 400 - aufgelistet nach den einzelnen Baukörpern

Gebäude Kosten in EUR/m²NGF
KG 300 KG 400
Hauptgebäude, NGF = 8.689 m² 404 239
Neue Pausenhalle, NGF = 221 m² 2.045 1.368
Erweiterungsbau - Bestand, NGF = 2.049 m² 660 395
Erweiterungsbau - Neubau, NGF = 918 m² 1.272 385
Dreifach-Turnhalle, NGF = 1.952 m² --- 97

 

 

Befragung

 

 

Wie bewerteten Schüler und Lehrer ihre Lernumwelt vor und nach der Sanierung?

Schüler und Lehrermeinungen zum Raumklima fielen vor der Sanierung in einigen Komfortaspekten auseinander. Dies betraf die Bewertungen zur Raumtemperatur im Winter, im Sommer und vor allem die Wahrnehmung der Lärmbelästigung. Die Schüler fühlten sich in stärkerem Maße durch Lärm beeinträchtigt als die Lehrer. Sie fühlten sich insgesamt auch weniger wohl und das Gebäude gefiel ihnen nicht gut. Die Raumtemperaturen im Sommer und die Luftqualität bewerteten sowohl die Lehrkräfte als auch die Schüler eher negativ. Im Gegensatz zu den Lehrern bemängelten die Schüler tendenziell die Temperaturen im Winter. Vergleichsweise positiv wurden die Lichtverhältnisse eingestuft. Nach der Sanierung bewerteten Schüler wie Lehrerkräfte den thermischen Komfort sehr ähnlich. Insbesondere die Raumtemperaturen haben sich nach Meinung der Nutzer nicht verbessert. Auch die Luftqualität wurde weiterhin bemängelt; die Schüler geben hierzu eine schlechtere Bewertung ab als vor der Sanierung. Der Sonnen- und Blendschutz wurde von den Lehrkräften nach der Sanierung besser bewertet. Die Beurteilung des Gebäudes und des Wohlfühlens fiel nach der Sanierung weiterhin mäßig aus; die Lehrkräfte gaben hierzu sogar negativere Bewertungen ab als vor der Sanierung.

 

befragung-irees

Beurteilung der Lernumwelt im Vorher-Nachher-Vergleich

 

 

Einbindung des Themas Energie in den Unterricht

Das Thema "Energie" hat am Gymnasium Marktoberdorf einen festen Platz. Die neuen Fünftklässler werden gleich zu Beginn des Schuljahres in Regeln wie "Licht aus!" eingewiesen. So gab es bisher am Gymnasium Marktoberdorf unterschiedliche Energieeinspar-Aktivitäten. Fast alle Lehrkräfte gaben an, dass in den Klassen Energiebeauftragte gewählt werden. Bei den Energieeinspar-Aktivitäten handelte es sich vor allem um konkrete Maßnahmen wie "Fenster zu! – Licht aus!"-Kampagnen. Auch Energie-Checks und Messungen wurden von 69% der Lehrkräfte in der Erstbefragung und von 78% der Lehrkräfte in der Zweitbefragung genannt. Informationen zum Thema "Energiesparen" nannten 60% bzw. 63% der Lehrenden. 29% der Lehrkräfte gaben in der Erstbefragung an, dass Projekttage zum Thema "Energie" oder "Energiesparen" angeboten wurden. In der Zweitbefragung gaben dies 42% der Lehrkräfte an.

 

Das Pilotprojekt Naerco: Erfolgscontracting zur Sicherheit der Nachhaltigkeit

An der Schule ist das Pilotprojekt Naerco angesiedelt. Hierbei geht es um einen Vertrag zwischen der Schule und einem Contractor, der den Betrieb mit Bedienung, Überwachung und Instandsetzung für die Dauer von 15 Jahren übernimmt. Dabei garantiert der Contractor den Erfolg, d.h. die einwandfreie Funktion der Anlagen, die Einhaltung der definierten Raumtemperaturen und Behaglichkeitskriterien sowie die Einhaltung der zugesicherten maximalen jährlichen Energieverbräuche für Fernwärme, Bio-Erdgas und Strom. Schülerinnen und Schüler sind in diesen Prozess in Form des Arbeitskreises Energie eingebunden. Mit Unterstützung von Energie-Coaches in den Klassen übermittelt der Arbeitskreis Störungen und Beschwerden an die Contractor-Firma.

 

 

Stand:

Erstbefragung Gruppendiskussion Zweitbefragung
befragung diskussion befragung
haken haken haken

 

[√ = abgeschlossen]

 

 

Zum Download bereit gestellt:

 

Ergebnisdarstellung der Sozialwissenschaftlichen Begleitforschung

pdf_punkt PDF-Datei, 707 KB

 

 

Näheres siehe unter

pfeil-rechts_blau www.naerco.de

pfeil-rechts_blau www.gymnasium-marktoberdorf.de/?id=542

 

 

 

 

 

 
© 2013
Fraunhofer-Institut für Bauphysik